37. Wiedersehen in Löbichau

Im Hintergrund »Schloss Löbichau« – heute das »Seniorenheim Schloss Löbichau«
Im Hintergrund »Schloss Löbichau« – heute das »Seniorenheim Schloss Löbichau«

Schloss Löbichau bei Altenburg


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Im Jahr 2015 ...

… hatte uns das Leben aus Oberfranken weggespült. Nach Thüringen. Im Städtchen Ronneburg bei Gera sind wir gestrandet. Ganz zufällig haben wir hier eine passende Wohnung gefunden. Eine, die ebenerdig ist, wegen Peters krankem Fuß, die aber dennoch warm, hell und ruhig ist. Und vor allem dessen Vermieter Hunde akzeptieren. Zur Zeit des Umzugs lebte Fidel noch. 

Natürlich musste auch der Preis passen. Nun, im Osten gibt es Wohnraum reichlich. Hier ist man über jeden Mieter froh. Und da Peter und ich immer ein wenig heimatlos sind, war es uns egal, wohin die Reise uns führte. Ein neues Abenteuer wartet überall.

 

So kamen wir also nach Ronneburg. Von meinem neuen Arbeitsplatz blicke ich direkt auf die Burg von Ronneburg. So viel Weitsicht hatte ich selten aus meinen Fenstern. 

Am neuen Wohnort mussten wir neue Gassi-Routen für Fidel ausfindig machen. Da unser Pudel mittlerweile fast blind und taub ge­worden war, suchten wir für ihn Wege, auf denen er sicher und bequem auch einmal frei laufen konnte. Das hieß, ohne kreuzende Straßen, ohne her­an­stürmen­de Radfahrer, sowie klar zu erschnuppernde – damit klar zu erkennen­de Weg­ränder. Zu lang durften sie auch nicht sein, damit Peter uns zu Fuß begleiten konnte. Und einer dieser passenden Wege war der kurze, gerade und abge­schlossene Zuweg zum Förderturm in Löbichau. Man kann das sehr hohe, imposante Stahlgebilde weithin sehen.

 

Löbichau ist ein Dorf nahe Ronneburg und gehört zum Alten­burger Land. Die ganze Region ist ein ehemaliges Bergbaugebiet. Über 40 Jahre, von 1946 bis zur Wende, wurden hier im Auftrag der SDAG Wismut (Sowjetisch-Deutsche-Aktiengesellschaft) Uranerze gefördert, zum Teil unter Tage, aber auch im Tagebau. Das aufbereitete Uran war Rohstoffbasis für die sowjetische Atomindustrie. Heute ist das komplette Gebiet grundlegend saniert. Von der verheerenden Zerstörung der Landschaft ist nichts mehr zu sehen. Über das riesige schwarze Loch ist grünes Gras gewachsen. Nur noch Gedenk­monu­mente sind erhalten und erinnern an das, was hier einmal war. So auch der riesen­hafte Förderturm in Drosen bei Löbichau. 

Der alte Fördertum in Drosen bei Löbichau
Der alte Fördertum in Drosen bei Löbichau

Von Zeit zu Zeit fuhren wir also mit Fidel zum Förderturm-Weg und kamen dabei durch das liebliche Dorf Löbichau. Mitten in Löbichau gibt es ein großes Senioren­heim, dessen klassizistisch anmutende Säulenformation am Eingang uns auffiel. Ein Schild am Gebäude verriet uns, dass es sich um das ehemalige Schloss Löbichau handele. Da sagte ich zu Peter: »Löbichau … Löbichau? Da war doch irgendwas mit Jean Paul! War er nicht einmal hier, auf Einladung in einem »Musenhof Schloss Löbichau« zu Besuch?« 

Noch einmal habe ich in Büchern und im Internet gesucht – ich hatte ja schon viele historische Details aus Jean Pauls Zeit wieder vergessen und wurde natürlich fündig: Ende August bis zum 17. September 1819 war Jean Paul zu Gast im Musenhof Schloss Löbichau.  Höchst­persönlich in Bayreuth eingeladen von Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761‒1821). Sie war eine sehr, sehr reiche, sehr schöne, sehr gebildete und sehr einflussreiche Dame der herrschenden europäischen Adels­gesellschaft. 

Seit 1795 bewohnte sie Schloss Löbichau, das günstig auf halbem Weg zwi­schen Berlin und Karlsbad, zwischen Dresden und Jena, Weimar und Erfurt, liegt. Alle geistigen, kulturellen und politischen Größen verkehrten hier – und auch im nahe gelegenen Schloss Tannenfeld.

In Löbichau also, etablierte sich der angesagteste literarische Salon seiner Zeit. Bis zu dreihundert illustre Gäste weilten manchmal in den Schlössern. Man diskutierte, debat­tierte, dinierte, spazierte, spielte Theater, musizierte, hielt Vorträge, las vor, spielte Blinde Kuh, tanzte Polonaisen und vergnügte sich oft bis in die späte Nacht hinein. Der Tagesablauf und die Etikette ge­stalteten sich eher zwanglos.

Die Herzogin kannte wichtige Menschen der damaligen Zeit persönlich: Zar Alexander I. von Russland, Friedrich Wilhelm III., Napoleon I., Talleyrand, Metternich, Goethe, Schiller … Schloss Löbichau war also ein idealer Ort zum Netzwerken.

Ein kleiner Exkurs: Was hat Jean Paul mit Aschenbrödel zu tun?

Wir finden immer wieder Erstaunliches …

Während Jean Pauls Besuch in Löbichau waren auch Töchter der Herzogin anwesend. Wilhelmine, Pauline und Johanna. Eine Tochter fehlte. Das war die gleichnamige Dorothea. Sie wohnten im damaligen Schloss Tannenfeld, das extra für sie erbaut wurde.

 

Jetzt kommt es: Vermutlich ist Wilhelmine oder ihre Schwester Dorothea – es lässt sich nicht endgültig beweisen – die Mutter der unehelich geborenen Božena Němcová. Das ist die spätere Autorin von »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel«. Němcová ist als »Tochter eines Dienstmädchens« in Wilhelmines Schloss im heutigen Tschechien aufgewachsen. Das Geburtsjahr der Němcová wird zwischen 1816 und 1820 vermutet.

 

Nun, – da könnte doch Jean Paul, rein theoretisch natürlich, mit der Mutter unser aller »Aschenbrödel-Erfinderin« getanzt und viel gescherzt haben. So jedenfalls beschreibt Jean Paul die freudvollen Begegnungen mit Herzogin Dorotheas herzallerliebsten Töchtern in Löbichau.

 

Das Dorf Löbichau wurde zum kulturellen Zentrum Europas

Wir sind überrascht, dass genau hier, wo wir heute wohnen, dereinst das kulturelle Zentrum Europas war, wenn auch nur für kurze Zeit. Genauer gesagt, für die Zeit der Herzogin Anna Dorothea von Kurland, in der sie für über 20 Jahre während der Som­mer­­monate Schloss Löbichau bewohnte. 1821 starb sie hier, 2 Jahre nach Jean Pauls Besuch und 4 Jahre vor dem Dichter selbst. Mehr als 7 000 Gäste fanden sich bei ihrer Beerdigung ein.

 

Aber kaum etwas erinnert an diese glanzvolle Zeit. Schloss Tannenfeld verfällt. Man kann heute nur noch durch seinen Park wandeln und die üppig blühen­den Azaleen und Rhododendren, die die Wege zwischen den Villen umsäumen, bestaunen. 

1899 wurde aus der Gesamtanlage des spätbarocken Schloss Tannenfeld eine Heil- und Pflegestätte für Neurologie und Psychiatrie, in der auch der Dichter Hans Fallada Patient war. 1949 ging es an die Sozialversicherungsanstalt des Landes Thüringen. Es wurde später noch zu einem Altenheim und dann ganz und gar verlassen. Die Anlage Schloss Tannenfeld steht seit 2002/2004 leer und ist ein Kulturdenkmal nach dem Thüringer Denkmalschutzgesetz. Eigentümer ist seit 2017 ein Investor. 

Das Schloss Löbichau sollte 2009 zu einem Alten- und Pflegeheim umgebaut werden, wurde dann aber aus bautechnischen Gründen ganz abgerissen und die als Säulenhalle gestaltete Vorhalle in Anlehnung an das historische Erscheinungsbild ersetzt. So lässt sich das Schloss heute nur noch erahnen.

 

Einzig im nahe gelegenen Posterstein findet man im Museum der »Burg Posterstein« eine Dauerausstellung über den »Musenhof Schloss Löbichau« und erfährt auch einiges über den prominenten Besucher Jean Paul.

 

Hier auf dem Burgberg hat der Verein »Jean Paul 2013 e. V« aus Bayreuth 2013 eine der Jean-Paul-Litfaßsäulen aufgestellt, auf der Leben und Werk des »Sprach­magiers« sehr übersichtlich dargestellt sind und so den Dichter für jeden Touristen, der diese Gegend besucht, leicht zugänglich macht. Zunächst stand die Litfaßsäule prominent neben der Brücke zur Burg. Nach der Sanierung des Herrenhauses neben der Burg, versetzte man die Säule nach hinten zum Parkplatz. Wo sie nun leicht zu übersehen ist. Während die Sicht auf das Herrenhaus ungestört bleiben wird. Verschwinden ist ein Phänomen, das Jean Paul bis heute widerfährt. 

Früher stand die blaue Jean-Paul-Litfaßsäule vor Burg Posterstein
Früher stand die blaue Jean-Paul-Litfaßsäule vor Burg Posterstein
Jean-Paul-Litfaßsäule vor Burg Posterstein
Jean-Paul-Litfaßsäule vor Burg Posterstein
Löbichau – »das schönste Reise-Erlebnis seines Lebens«
Löbichau – »das schönste Reise-Erlebnis seines Lebens«

Museumsleiter Klaus Hofmann, der schon seit 1991 über den Musenhof Löbichau forscht, hat zudem hierüber ein paar Impressionen in seinem Buch »Löbichauer Sommer« beschrieben.

 

Aber eine wirklich lebendige Erinnerung an den Musenhof zu Löbichau und an die Herzogin Dorothea von Kurland halten die Geschwister Susan und Kristin Köhler aus dem Nachbardorf Großstechau wach. In Eigeninitiative betreiben sie die Webseite www.grossstechau.de, auf der sie vieles über die beiden Dörfer, die Kirche, die Menschen dort und über die Herzogin erzählen. Auch möchten sie mit den Lesern ihrer Webseite in Kontakt treten. Vielleicht lässt sich mit Hilfe anderer noch mehr an Inhalten zusammentragen. Das ist ihr Wunsch und ihre Herzensangelegenheit. 

Jedes Jahr zum Todestag der Herzogin, am 20. August, gibt es in der Kirche von Großstechau eine Ausstellung über das Leben dieser einzigartigen Frau. Auch Führungen durch den Hain von Löbichau und durch den Park von Tannenfeld kann man bei Susan Köhler buchen.

Lithographie aus dem Buch »Beschreibung der Heilquellen zu Ronneburg und seiner romantischen Umgebung« von Johann Heinrich Königsdörfer 1834
Lithographie aus dem Buch »Beschreibung der Heilquellen zu Ronneburg und seiner romantischen Umgebung« von Johann Heinrich Königsdörfer 1834

Gäste, die im damaligen Musenhof verweilten, unternahmen Ausflüge nicht nur nach Posterstein, sondern auch zum Kurstädtchen Ronneburg mit barocker Kur­anlage, Promenade, Badehaus, Musikpavillon, Lusthäusern, Esplanade und Park. So also sah Ronneburg vor der Wismut-Zeit aus. Jean Paul kannte Ronneburg, denn es liegt zwischen Löbichau und Gera und er erwähnt es in einem Brief an seine Frau Karoline.

 

Wer hätte das gedacht? Dass wir ausgerechnet dorthin ziehen, wo Jean Paul einmal eine sehr glückliche Zeit verbracht hat, vielleicht die schönsten Stunden seines Lebens?

 Schloss Löbichau – gezeichnet und lithographiert von Roland Weibezahl um 1845, mit freundlicher Genehmigung Museum Burg Posterstein
Schloss Löbichau – gezeichnet und lithographiert von Roland Weibezahl um 1845, mit freundlicher Genehmigung Museum Burg Posterstein

Im Jahr 1819 war Jean Paul 56 Jahre alt, als die Herzogin von Kurland (58) ihn persönlich einlud. Einmal, auf ihrem Weg nach Paris, machte Anna Dorothea Halt in Bayreuth, um den Dichter kennenzulernen. Sie war entzückt von dessen menschlicher Wärme. Jean Paul nahm ihre Einladung gerne an und reiste nach Löbichau. Um ihn besonders herzlich willkommen zu heißen, schickte die Herzogin am 31. August eine Gesandtschaft nach Hof, um den Dichter schon dort zu begrüßen. Als sie dann alle zusammen in Gera eintrafen, er­wartete ihn hier noch eine zweite Gesandtschaft, die aus hohen Geistlichen und schönen weltlichen Damen bestand …

 

Christoph August Tiedge, Dichter und Lebensgefährte der Halbschwester der Herzogin Dorothea von Kurland, beschrieb die Szenerie in einem Brief folgen­dermaßen:

… In Gera blieb die Bürgerschaft ruhig; aber in Löbichau zog der gefeierte Gast unter dem Geläute aller Glocken, nämlich der Frauenzimmerzungen, glorreich feierlich ein. Es war spät, das alte Haus hatte schon seine Fensterläden zugemacht; in dem neuen aber war desto mehr Leben und ein festlich strahlender Kreis von hohen und feinen Gestalten, die den gefeierten Mann mit allerlei artigem und – wo sich’s tun ließ – sinnreichem Wortwechsel begrüßten. Als er sich dem geschmück­ten herzoglichen Zimmer nahte, bemerkte man, daß er sich, wie jedes gute Buch; mit einer ordentlichen Einleitung versehen; diese war sein Pudel, der ihm voranlief. Über diesen kam es zwischen ihm und der hohen Geistlichkeit zu einigen Diffe­renzen wegen des Eintritts in die eleganten Zimmer. Das edle Tier, meinte Jean Paul, stände hoch, und in seinen Gedanken stand es vielleicht höher als die hohe Geistlichkeit selbst; es habe in Stuttgart einen eigenen Tempel, den ihm Fürstinnen­hände errichtet. Indes mußte der hochverehrte Pudel in das ebenfalls elegante Schlafzimmer seines Herrn wandern; dort rächte sich nun das gekränkte Geschöpf auf eine geniale Art durch Beweise, daß ein Genie die äußere Eleganz, wie reich sie auch sein möge, verschmähe und für nichts achte. […]

Jean Paul ging als ein hoher Genius heiter und froh einher unter einem immer heiteren Himmel, an dem sich kein anderes als zartes Weihrauchgewölk sehen ließ; denn die schönen weiblichen Gestalten und das gute Doppelbier unterhielten reich­lich seines Geistes leuchtende Flamme. Und so ging alles seinen fröhlichen Weg, auf dem mitunter viel getanzt wurde. Auch versorgten uns die Musen, welche durch so viele Poeten herbeigelockt waren, sattsam mit Sang und Klang; sie setzten ganze Abende in Musik und führten ein poetisches Krönungsfest herbei, das in dem Kreislauf der Löbichauer Zeiten mit einer hellen Stirn hervorragt.

Der alte ehrliche Schink (so sprachen sie »Jean« aus) war es, der als Frauenlob der Zweite erwählt und gekrönt wurde … Die Frauen erhoben sich und umarmten der Reihe nach ihren erkorenen Sänger. Hierüber mochte wohl in mancher poe­tischen Seele etwas Neid und Mißgunst sich regen; in Jean Paul kochte das Gefühl über, und er rief aus: »Alles wollte ich ihm gönnen, nur nicht die herrlichen Küsse.« …

… Nun mußte auch für Jean Pauls Verherrlichung gesorgt werden. Ihm zur Ehre wurde die kleine Insel im Garten erleuchtet, und zwar so, daß die Lichterflammen von unten herauf aus den kleinen Gruben leuchteten. Als nun das kleine Eiland wie eine Insel der Seligen in voller Glorie stand, führten zwei schöne Frauen den Gefeierten herbei, und der hohe Genius, der schon längst mit dem Haupte die Sterne berührt hatte, sahe nun gleichsam einen künstlichen Sternenhimmel zu seinen Füßen; er schritt glorreich von Stern zu Stern. …

Eduard Berend »Jean Pauls Persönlichkeit in Berichten der Zeitgenossen« 

Brief von Christoph August Tiedge an Lily Parthey, 28. November 1819

Insel der Lichter

Jean Paul beschreibt dies in seinem »Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1821« nicht als ein lustiges Spiel einer vielleicht gelangweilten Gesellschaft, sondern so, als ob ihm in dieser Nacht etwas unendlich Glückseliges zuteilwurde, als eine einmalige Begegnung mit menschgewordener universeller Liebe, die so zahlreich umherfliegt, wie Glühwürmchen in einer lauen Juninacht:

… Um 9 Uhr abends nach dem Essen lud die Herzogin Dorothea zu einem Spaziergang durch die Baumgänge auf eine kleine Insel, wo man mittags vorher gefrühstückt, so gleichgültig ein, als wolle sie nichts verheißen. Als man in den hohen und langen Baumgang eintrat, war er von den untersten Zweigen bis zu den Gipfeln überglänzt, und alles Laub war wie von Frühling oder Abendröte durchsichtig. Lampen unter den Bäumen, von kleinen Vertiefungen verdeckt, waren Lichtspringbrunnen und durchsprengten mit einem aufwärts steigenden Glanz das dunkle Gezweig. Aus dem Grün schienen verklärte Bäume aufzuschweben, und die Blätter als feurige Zungen zu zittern. Durch die Feuersäulen-Ordnung kam der Zug in das kleine runde Eiland, wo man, von erleuchteten Bäumen wie von Glanzriesen umzingelt, oben nur einen schwarzen Ausschnitt des Nachthimmels mit blitzenden Sternen erblickte. Musik und Gesang gaben dem stillen Glanze und der Zauberinsel gleichsam Bewegung, und die Lichter wurden zu Tönen. Am Ufer jenseits der Insel bog aus dem Blätterdunkel sich eine männliche Gruppe und geschieden von ihr eine weibliche heraus und sahen erfreut dem Freuen zu; und beide nahmen später selber von der geräumten Insel Besitz. Als nun auf dem Rückwege die ganze Gesellschaft, Arm in Arm, durch die ätherischen Freudenfeuer auf beiden Seiten mit dem gemeinschaftlichen Absingen eines deutschen Liedes zog und es mir war, so viel ich hörte, als ob ich selber mitsänge: da hatt’ ich endlich jene Nacht des Himmels, nach der ich mich durch meine leere Jugend hindurch so oft umsonst gesehnt; eine Nacht, in der ich in der Jugendzeit mein unbewohntes Herz dahin gegeben hätte: ja, wären mir Jüngling so viele Herzen als Herzkammern beschert gewesen: ich hätte noch die übrigen drei herum geboten unter dem Glänzen und Singen. …

Jean Paul war glückselig auf dem Weg zu den anderen Menschen.

Allda ward alles umsäumt.

Von Lichterglanz und stillen Liedern voller Freude!

 

Und mein Herz, so ists mir, folgt ihm einfach wacker nach,

durch Zweifel, Ungewiss und Dunkel.

 

 

Nein, ein Ende ist dies nicht.

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Kommentare: 1
  • #1

    Hartmut Liebe (Geschichtsschreiber) (Freitag, 19 April 2019 09:51)

    Der Bereicht Jean Pauls vom Jahre 1821 beeindruckte mich sehr. Da das Jahr 1821 das Sterbejahr der Herzogin war, ist es für mich eine Freude zu lesen wie schön dieser Abend war. 2018 besuchte ich kurzzeitig das Altenheim Löbichau mit der wiederhergestellten, mir aus vielen Abbildungen bereits vertrauten Front. Du meine Güte, welch große Anziehungskraft muss der Musenhof der Herzogin für ihre Besucherschaar ausgeübt haben!